Wenn Gier auf Versagen trifft

Der Wirecard-Skandal ist nicht nur der größte Finanzskandal in der deutschen Nachkriegsgeschichte, er ist zugleich ein riesiger politischer Skandal.

Ein betrügerisches, von Gier getriebenes Management fälschte über Jahre Bilanzen und führte so Anleger und Kreditgeber in die Irre. Begünstigt wurde der Betrug durch das Versagen der deutschen Finanzaufsichtsbehörden und der schlechten Arbeit der Wirtschaftsprüfer von Ernst and Young.

In dieser Zeit hatte Wirecard einen privilegierten Zugang zur deutschen Regierung, und sowohl die Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der deutsche Finanzminister Olaf Scholz haben im Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags ernsthafte Fragen zu beantworten.

Welche Rolle spielte die Lobbyarbeit von Wirecards kriminellen Bankern im politischen Entscheidungsprozess? Welche Rolle spielte der politische Schutz von Wirecard bei der Verlängerung dieses Betrugs? Und welchen Zugang haben andere Finanzunternehmen zu Führungskräften der Bundesregierung und der EU-Institutionen?

Ich schlage Ihnen folgende Maßnahmen vor, um künftig solche Skandale und Machenschaften der Bankster zu unterbinden:

Auch im FinTech-Sektor muss das too big to fail-Problem verhindert, die Tätigkeit von Finanzdienstleistern auf das ökonomisch sinnvolle beschränkt werden. Sonst zahlt am Ende wieder die Allgemeinheit die Folgekosten der Gier der Wenigen.

Wir brauchen eine Stärkung der Aufsichtsbehörden mit der entsprechenden Ausgestaltung an Ressourcen.

Der Rechtsrahmen der EU muss geeignet sein, auf die Veränderungen in der Finanzbranche zu reagieren. Dies bedeutet harmonisierte Standards zur Klassifizierung, eine schärfere Regulierung und Aufsicht von FinTech-Unternehmen.

Weiterhin braucht es eine Änderung der EU-Wirtschaftsprüfungsrichtlinie. Die innige Beziehung zwischen Abschlussprüfern und von ihnen untersuchten Unternehmen mit Gefälligkeitsprüfungen muss beendet und eine öffentliche Prüfgesellschaft eingerichtet werden.
(Skript)